1991

De jecke Wiever vum Heumarkt

Die Kölnische Rundschau schreibt am 8. Januar 1991: „Vorhang auf. Beifall. Cäcilia Wolkenburg, die Bühnenspielgemeinschaft im Kölner Männer-Gesang-Verein, hat einen neuen Bühnenbildner: Hartmut Warnecke, dem Josef Balla mit gemalten Hintergrund-Prospekten zuarbeitete. Was die beiden für das neue Divertissementchen auf die Bühne des Kölner Opernhauses zauberten, hatte alle Besucher der Sonntag-Premiere entzückt. Zu Recht. Es steht wahrhaftog der liebe alte Heumarkt von 1873 auf der Bühne. […] An der Ecke vorn rechts eine Kneipe mit einschlägiger Kölsch-Werbung. Dazu einige Gaslaternen der guten alten Zeit, instandgehalten von Laternenanzünder Bätes Büllesbach. Er liebt das ansehnliche Jeanettche, Tochter des Galanteriewarenhändlers Manes Seligmann und seiner Frau Selma. […] ‚De jecke Wiever‘ sind wiederum eine Opernparodie. Bezogen hat sie [Autor Gérard] Schmidt aus den ‚Lustigen Weibern von Windsor‘, der romantischen deutschen Falstaff-Komödie nach Shakespeare von Otto Nicolai. Ohne Romantik und ohne Idylle, versteht sich, sondern auf gut kölsch geradeaus. Es läßt sich ja unschwer vorstellen, daß ein Lampenputzer als Schwiegersohn den Seligmanns nicht paßt. Wie alle Bürger damals hatten sie mit ihrer Tochter im Sinn, was man so ‚Höheres‘ nennt. Der Kaufmann Granderath sollte es schon sein – oder besser noch der Gerichtsassessor Trimborn. Das Elternpaar ist sich da nicht einig. Und weil gerade Karneval ist, findet das intrigante Duell der Eltern bei einem Ball im Gürzenich statt. Dort ist inzwischen auch Emma Schmitz erschienen: eine Frau, die für ihr Mundwerk einen Waffenschein haben müßte. Sie ommt auch nicht zum Amüsement: Auf dem Heumarkt hat man den Sockel für ein Denkmal gemauert, das nach der deutschen Einigung von 1871 Kaiser Friedrich Willhelm III. verewigen soll und 1878 tatsächlich verewigte. Schmidt ist da höchst aktuell: Der preußische Hohenzoller ist gerade auf seinen Sockel zurückgekehrt. Jener Plan von 1873 paßt Emma nun überhaupt nicht. Schmidt läßt sie deshalb – wiederum aktuell – dagegen protestieren, daß immer nur Männer auf Sockel gestellt werden. Im Namen der Frauenbewegung, die es so damals noch gar nicht gab, fordert Emma die gerade modische (und umstrittene) ‚Quotenregelung‘ – man sieht: die Ähnlichkeit ihres Vornamens mit einer Zeitschrift jener Bewegung ist nicht zufällig. Und der Bildhauer Gustav Bläser muß nachgeben.“

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