Für die Kölnische Rundschau schreibt Horst Ziermann am 26. Januar 1982: „Vor 100 Jahren schuf Nicolaus August Otto zu Köln am Rhing den ersten Viertaktmotor. […] Dieses Jubiläum haben wir natürlich vergessen, alle. Mit Ausnahme der Cäcilia Wolkenburg, der Sing und Spielgemeinschaft des Kölner Männer-Gesang-Vereins. Das wären ja auch schlechte Kölner, die so etwas vergessen. Darum hat sie das Divertissementchen dieses Karnevals daraus gemacht: ‚Krach en d’r Schelderjass‘, das Friedrich Sitt erfand. Dieser Krach damals stammte, so erfährt man, vor allem daher, daß dem Erfinder Nicolaus mit schöner Regelmäßigkeitseine Erfindungen um die Ohren flogen. Mit der Folge, daß Bürger und vor allem Bürgerinnen der Schelderjass dagegen aufbegehrten. Eine regelrechte Frauenrechtlerin namens Züff gib es also, und diese Frau Züff hat eine ebenso regelrechte Bürgerinneninitiative um sich versammelt. Man frönt dem erst heute richtig in Mode gekommenen Wochenend-Vergnügen: man protestiert. Und die Musik spielt dazu, den River-Kwai-Marsch und vom Haifisch, der hat Zähne. […] Nicht so viel Klassik wie Anno 81, statt dessen Musical und Tonfilm-Sound, Ufa und Tobis eindeutig bevorzugend. Das bringt Stimmung ins Kölner Opernhaus. Und es ist wie in jedem Jahr: Wenn nach Ouvertüre und Vorspiel der Vorhang endlich sich hebt, prasselt es erst einmal Beifall für das Bühnenbild. […] Eine wahrhaft idyllische Schildergasse erblickt man, Fachwerkgiebelchen und zwei Kirchen unter strahleblauem Postkartenhimmel. Es ist eine Pracht. […] Da sitzen die Droschkenkutscher von Köln, neun an der Zahl. Sie fürchten das neue ‚Maschinche‘ – dieweil der Gelegenheitsarbeiter Klamm und seine umwerfend komische Frau Kunigunde die Ohren spitzen: Vielleicht kann man die stiebitzen. Wie Fabrikant Gossi nebst Frau Gemahlin und drei Töchtern ins Spiel kommt, die Fabrikantenfamilien Langen und Pfeiffer, das verrate ich nicht. So wenig wie das Wunder, daß das ‚Maschinche‘ zu laufen beginnt. Damit wird aber nichts Neues ausgeplaudert: Es gibt eine Liebesgeschichte zwischen dem Erfinder und der Gossi-Tochter Anna, es gibt eine weiße Hochzeit en d’r Schelderjass samt dem Automobil des Herrn Daimler. […] Vor allem aber wird gesungen: In der Flora strömt der riesige Chor auf die Szene und feiert – sechsstimmig a capella – den Frühling.  […] Aus alledem folgt, was folgen muß: Beifall über Beifall, Jubel über Jubel, und Blumen, Blumen, Blumen. Für den Regisseur des Abends, Josef Meinertzhagen, für Ludwig Weber, der die Chöre einstudierte, für Dirigent und Solisten, für die Kostümbildner (Trude Reimannd und Leo Heeb). Verdient hatten solche Blumen eigentlich alle. Aber so viele Blumen gibt’s ja gar nicht.“

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